Berlin/Bayreuth. „Ich liebe meinen Beruf, aber aufgrund der aktuellen Situation mache ich mir schon Gedanken aus der Selbstständigkeit herauszugehen und als Angestellte zu arbeiten.“ Es sind eindrücklich Worte, mit welchen eine Apothekerin aus Bayreuths Umgebung ihre aktuelle Situation schildert. Die steigenden Energie- und Arzneimittelkosten, der Fachkräftemangel und nun auch noch das neue von der Ampel-Koalition in Berlin beschlossene GKV-Stabilisierungsgesetz – all das bringt viele kleine Apotheken an ihre Grenzen. Allein die jüngste gesetzliche Neuregelung zieht eine erhebliche Mehrbelastung nach sich. Diese sieht vor, dass der Abschlag, welchen die Apotheken der gesetzlichen Krankenversicherung für rezeptpflichtige Arzneimittel einräumen müssen, von 1,77 Euro auf 2 Euro steigt. Gerade die kleineren Apotheken vor Ort sind jedoch auf den Verkauf verschreibungspflichtiger Medikamente angewiesen und bekommen daher diese Steigerung ganz besonders zu spüren.
Sie habe zahlreiche Zuschriften von Apothekerinnen und Apothekern aus dem Wahlkreis erhalten, welche die Neuregelung kritisieren und auf die allgemein schwierige Gesamtlage hinweisen würden, so die Bayreuther Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert. Um sich einen genaueren Überblick über die Situation zu verschaffen, lud die Abgeordnete betroffene Apothekerinnen und Apotheker im November zu einer Videokonferenz ein. Das GKV-Stabilisierungsgesetz sei leider schon von SPD, Grünen und FDP im Bundestag beschlossen worden, sodass man an diesem Punkt zeitnah leider nichts ändern könne. Gerade die Union wolle aber für die Bevölkerung auf dem Land etwas tun. Und für die Menschen in diesen Regionen seien die kleineren Apotheken ohne Zweifel von enormer Bedeutung, so Launert.
Die Teilnehmer wiesen die CSU-Abgeordnete insbesondere auf die gestiegene Arbeitsbelastung hin. Seit Ausbruch der Pandemie seien zahlreiche zusätzliche Aufgaben auf Apotheker zugekommen, darunter die Verabreichung von Impfungen oder auch das Ausstellen von Impf- und Genesenennachweisen. Angesichts des fortschreitenden Fachkräftemangels sei das Arbeitspensum so hoch, dass nicht wenige ans Aufhören denken würden. Die Selbstständigkeit sei für viele mittlerweile abschreckend. Neben der steigenden Arbeitsbelastung würden aber auch die sinkenden Verdienstmöglichkeiten potentielle Nachfolger von der Übernahme abhalten. Dabei spiele auch eine Rolle, so einer der Gesprächsteilnehmer, dass die großen, vor allem Online-Apotheken, die kleinen verdrängen würden. Ferner sei der Bürokratieaufwand immer weiter angestiegen. Um eine spürbare Entschärfung der aktuellen Situation zu erreichen, brauche es neben Bürokratieabbau dringend eine Vergütungsanpassung. Die letzte habe es 2004 gegeben, so die Teilnehmer. Des Weiteren müsse die sogenannte „Nullretax“ bei Formfehlern im Rezept abgeschafft werden. Diese sehe vor, dass in diesen Fällen die Apotheker vollständig auf den Kosten sitzen blieben. Zudem, so ein Teilnehmer, hoffe er, dass in der nächsten Legislaturperiode ein Gesundheitsminister das Amt innehabe, der für die Interessen der Apotheken gegenüber den Krankenkassen streiten würde.
Zum Abschluss der Videokonferenz bedankte sich Silke Launert bei den Teilnehmern für ihre Offenheit und versprach, die Verbesserungsvorschläge mit nach Berlin zu nehmen und sich dort für die vorgetragenen Anliegen einzusetzen.