Bayreuth. Eine duale Ausbildung ist nicht weniger wert als eine akademische Ausbildung, sagt Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert. Aus diesem Grund müsse es Ziel sein, mehr junge Menschen für eine berufliche Ausbildung zum Beispiel im Handwerk zu begeistern und dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern. Um über Herausforderungen und Chancen für Politik, Unternehmer und junge Menschen zu sprechen, lud Launert die Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek nach Bayreuth ein.
Der Geschäftsführer der Karl Hopf GmbH, Michael Hopf, und Sabine Kasel, kaufmännische Leiterin, boten einen Einblick in ihren 1906 gegründeten Schlosserei- und Installationsbetrieb, der mittlerweile in vierter Generation von der Familie Hopf geführt wird. Familie hat nicht nur in der Führung des Unternehmens einen hohen Stellenwert, auch zu den rund 70 Mitarbeitern und insbesondere zu den Auszubildenden pflegen die Chefs ein familiäres Verhältnis.
Drei der Auszubildenden, Reza Avazzade (Metallbauer), Marius Märkl (Metallbauer) und Sophia Siecora (Kauffrau Bürokommunikation) erzählten Ministerin Karliczek von ihrer Ausbildung und ihren Erwartungen.
Die Ministerin sieht einen der ersten Schritte, den Fachkräftemangel zu lösen und mehr junge Leute für eine duale Ausbildung zu begeistern darin, die berufliche und akademische Ausbildung nicht mehr getrennt voneinander zu denken und den „Coolness-Faktor“ der Beruflichen Ausbildung zu erhöhen.
Mehr Wertschätzung sah Launert als eine der zentralen Stellschrauben zur Lösung des Problems. Es brauche mehr Anreize für junge Menschen ins Handwerk und Baugewerbe zu gehen. Die Bundestagsabgeordnete unterstützte die Forderung des Handwerks die berufliche Ausbildung wie die wissenschaftliche staatlich mehr zu fördern.
Die beiden Politikerinnen diskutierten mit Vertretern der Handwerkskammer (HWK) Oberfranken, Präsident Matthias Graßmann, Hauptgeschäftsführer Reinhard Bauer und Vizepräsident (Arbeitgeberseite) Christian Herpich, auch über sich ändernde Berufsbilder im Zuge der Digitalisierung und daraus resultierende Chancen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, den Eintritt ins Rentenalter und die Modularisierung der dualen Ausbildung – ähnlich der Generalistischen Pflegeausbildung – mit späterer Weiterqualifikation und Spezialisierung.
Reinhard Bauer von der HWK stellte Launert und Karliczek in diesem Zusammenhang das neu geschaffene Triale Studium Handwerksmanagement vor. Um leistungsstarke Nachwuchskräfte langfristig zu gewinnen und an ein Unternehmen zu binden, vereint das Studium eine duale Ausbildung über drei Jahre im Betrieb mit anschließender Meisterprüfung und Bachelorstudium. Zehn Teilnehmer sollen im Oktober in das fünfjährige Studium starten.
Im Wettbewerb um Azubis müssten Karrierewege aufgezeigt werden, sagte Bauer: „Ich muss jungen Menschen sagen, was sie bei mir werden können, welche Perspektiven sie bei mir haben.“ Ziele des Studienganges seien, Führungskräfte im Handwerk zu gewinnen, Unternehmensgründungen oder auch die Unternehmensnachfolge zu sichern.
„Im Transformationsprozess brauchen wir die, die beides können“, sagte Karliczek. Theorie und Praxis. Akademiker und Handwerker.