Berlin. Der Deutsche Bundestag hat anlässlich der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vor 77 Jahren am 27. Januar 1945 in einer Gedenkstunde den Opfern des Holocaust gedacht. Anwesend waren neben den Abgeordneten des Deutschen Bundestages, dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und dem Bundeskanzler Olaf Scholz die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher und Israels Parlamentspräsident Mickey Levy. Auerbacher, die als Siebenjährige von Stuttgart aus zusammen mit ihren Eltern ins das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde, appellierte an die Anwesenden, die Erinnerung wachzuhalten und den neu aufkeimenden Judenhass entschieden zu bekämpfen: „Leider ist dieser Krebs wieder erwacht und Judenhass ist in vielen Ländern der Welt, auch wieder alltäglich.“ Diese Krankheit, so Auerbacher, müsse so schnell wie möglich geheilt werden. Zwanzig ihrer Familienmitglieder seien während des Holocaust von den Nationalsozialisten ermordet worden. Sie selbst habe noch Jahre nach der Befreiung unter schweren Folgewirkungen einer Tuberkuloserkrankung, welche sie sich im Lager geholt hätte, gelitten. Trotz dieser grausamen Erfahrungen hat Auerbacher, die seit 75 Jahren in New York lebt, ihren Lebensmut nicht verloren und engagiert sich im Kampf gegen Antisemitismus: „Mein innigster Wunsch ist die Versöhnung aller Menschen.“ Die Vergangenheit dürfe nie vergessen werden, so die 87-Jährige.
Der Israelische Parlamentspräsident Levy verwies in seiner Rede darauf, dass es Israel und Deutschland gelungen sei, sich aus dem historischen nationalen Trauma zu erheben und mit Mut und Entschlossenheit etwas Neues zu schaffen. Zudem danke Levy der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel, welche sich unermüdlich für die Beziehungen zwischen den beiden Ländern eingesetzt habe. Darüber hinaus erinnerte der Israelische Parlamentspräsident an die seelischen Verletzungen, die auch heute im Leben der Überlebenden noch präsent seien. So trügen viele von ihnen noch Wunden, die nicht verheilt seien und für die es keine Heilung gebe. Levy unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Erinnerungskultur. Das Wahren der Erinnerung an den Holocaust sei eine schwere Aufgabe, die jede Generation aufs Neue auf sich nehmen müsse, sagte Levy und betonte: „Die ewig schlimme Warnung des Holocaust der europäischen Juden laute „Nie wieder“.