Besuch in der Kinderarztpraxis Med4Kidz: Corona hat viele Probleme verschärft

Bayreuth. Auf 900 Quadratmetern ist mit der Kinder- und Jugendmedizinischen Praxis med4kidz in Bayreuth ein gesamtheitliches Konzept entstanden mit Herz-Lungen-Zentrum, Hebammenambulanz und Pädiatrie. Dr. Gerald Hofner ist ärztlicher Leiter der Praxis, die ihm eine Herzensangelegenheit ist. Vor kurzem besuchte Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert die Praxis und tauschte sich mit Dr. Hofner über die Behandlung von Corona-Langzeitfolgen, zunehmende psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen und fehlende Fachärzte aus.

Regelrecht explodiert ist die Herzabteilung der Praxis, die Hofner leitet. Vor allem die Behandlung von Post-Covid-Patienten habe stark zugenommen. „Betroffen sind hauptsächlich junge Sportler, bei denen sich ein Leistungsknick zeigt“, so der Arzt. Auffällig sei außerdem, dass Kinder, die bereits vor der Pandemie ein Risiko für Übergewicht hatten, nun genau deswegen behandelt werden müssen.

Zusammen mit seinen Kolleginnen, insgesamt arbeiten in der Praxis 10 Ärzte und 35 weitere medizinische Angestellte, versucht Hofner die Probleme und Defizite in der Versorgung so gut es geht abzufedern. Was bleibt ist der Wunsch nach mehr Unterstützung von Seiten der Politik, etwa durch die Beibehaltung der Abrechenbarkeit einer telefonischen Beratung oder einer Neuregelung der Arztsitzverteilung.

Größeren Raum des Gesprächs nahm auch die Behandlung von Kindern mit psychischen Problemen  ein. Ein Thema, das Launert schon seit längerem beschäftigt. Wie Launert betonte, müssten Hilfsangebote vor allem „niederschwellig sein und schnell erfolgen“. Es brauche mehr Therapieplätze und erweiterte Jugendhilfemaßnahmen, ebenso wie Fortbildungen von Lehrern und Pädagogen, damit diese psychische Auffälligkeiten frühzeitig erkennen können. Das bestätigte auch Dr. Hofner. Psychische Auffälligkeiten der kleinen Patienten hätten sich verschärft, weil sie keine Therapie bekommen haben. Einen großen Mangel bei der Versorgung gebe es vor allem im Teilstationären-Bereich.

Hofner ergänzte: In ganz Oberfranken-Ost gibt es gerade einmal vier Kinder- und Jugendpsychiater. Von sechs Sitzen sind also zwei unbesetzt. In Bayreuth sitzen drei davon, wobei einer, sehr zum Bedauern von Hofner, im Herbst aufhört (in Hof einer). Dadurch verschärfe sich die Situation weiter. Er und seine Kolleginnen von med4kidz wollen sich deshalb für eine bessere Versorgung darum bemühen, eine sozialpsychiatrische Versorgung (SPV) in der Praxis zu integrieren und ergänzend zum Herz-Lungen-Zentrum und der Pädiatrie anzubieten, um die pädagogische und medizinische Seite besser miteinander verlinken und koordinieren zu können. Das Problem dabei ist jedoch wieder ein bekanntes: der Mangel an Fachpersonal.

„Es zeigt sich, dass die Behandlung psychischer Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen ein unterschätztes Problem ist, das nun dringend angegangen werden muss“, schloss Launert, die sich weiter auf allen Ebenen für dieses wichtige Thema einsetzen will.