Berlin. Die Stimmung ist gedrückt an diesem Abend in der Bayerischen Landesvertretung. Wie jeden Montag haben sich die Bundestagsabgeordneten der CSU versammelt, um die anstehende Sitzungswoche zu besprechen. Doch diese Sitzung zu Beginn der Parlamentswoche ist keine wie jede andere. Der furchtbare Anschlag der Hamas in Israel jährt sich an diesem Tag zum ersten Mal. Über tausend Menschen wurden bei dem Massaker von der Hamas brutal ermordet, ihre Leichen zum Teil verstümmelt und entkleidet. Nackt wurden die leblosen Körper als Siegestrophäen präsentiert, zahlreiche Frauen wurden vergewaltigt. Ein Attentat, das eine Zäsur darstellt und die Zeit in ein „Davor“ und in ein „Danach“ spaltet.
Es sei schwer für die Menschen in anderen Ländern sich vorzustellen, wie es den Israelis gehe. Welche tiefen Wunden der 7. September 2023 in die Seelen der Menschen gerissen hätte, so der Botschafter von Israel in der Bundesrepublik Deutschland, Ron Prosor, welchen die CSU-Landesgruppe zu ihrer Sitzung eingeladen hat. Ein Leben in dauerhafter Bedrohung, unter permanentem Beschuss. Die Ausstrahlungswirkung des Massakers gehe weit über das Land hinaus, ergänzt Prosor. Die Folge sei, dass Angst und Schrecken zum Alltag von Jüdinnen und Juden überall auf der Welt gehöre und Juden weltweit sich immer wieder aufs Neue rechtfertigten müssten, warum Israel sich verteidige.
Nach Prosors Vortrag herrscht zunächst beklemmende Stille in der Runde. Die Abgeordneten sind sichtbar betroffen von den Schilderungen des Botschafters. Dann kommen erste Wortmeldungen, darunter die Frage, wie sich Israel den Umgang – am besten im Frieden – mit der anderen Kriegspartei vorstelle. Prosor verweist auf seine Ausführungen und fragt, wie ein Umgang möglich sei mit Vertretern einer Ideologie, die einen unbedingten Vernichtungswillen gegen alle Juden auf der Welt hätten. Schon in der Schule werde den Kindern beigebracht, die Juden zu vernichten. Ein Ziel formuliert der Botschafter in diesem Kontext sehr deutlich: Es solle ein Zeichen gesetzt werden, das klar mache, dass es sich nicht lohne, die in Israel lebenden Juden anzugreifen.