„Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Integration verläuft über viele unterschiedliche Wege. Sie findet an vielen verschiedenen Orten statt, und sie betrifft viele unterschiedliche Menschen. Aber sie hat nur das eine Ziel, Teil der Gesellschaft zu werden.
Integration ist auf der einen Seite eine Bringschuld: Sie erfordert Einsatz und Willen derjenigen, die sich integrieren wollen. Auf der anderen Seite erfordert Integration aber auch etwas von uns, von unserem Land und von uns allen. Sie erfordert nicht nur ein Angebot an Hilfen, zum Beispiel an Sprachkursen und Integrationskursen, sondern auch das Aussenden einer ganz klaren Botschaft: Wir bieten Integration nicht nur an, sondern wir fordern Integration auch ein!
Es ist nicht entscheidend, woher jemand kommt, welche Hautfarbe er hat, an wen oder was er glaubt. Entscheidend ist, dass er sich zu unseren Werten bekennt, und dazu gehören unser demokratischer Rechtsstaat und natürlich die Gleichberechtigung von Mann und Frau, für die wir selbst hier in Europa viele Jahrhunderte gekämpft haben. Es gehören die Religionsfreiheit und die Anerkennung des Existenzrechts Israels aufgrund unserer schrecklichen Vergangenheit dazu. Dieses Bekenntnis zu unseren Werten, zu unserer Verfassung gilt ohne Wenn und Aber, ohne Einschränkung und ohne Ausnahme. Und Bekennen heißt, nicht nur anzuerkennen, sondern auch nach außen zu bekunden und danach zu leben.
Wer behauptet, es gäbe keine Integrationsprobleme, verneint die Realität. Kalifat-Forderer auf unseren Straßen, sie gibt es leider. Kriminelle Clans, die meinen, die deutsche Rechtsordnung würde für sie nicht gelten, sie gibt es leider. Menschen, die, obwohl sie viele Jahre hier leben oder sogar hier geboren sind, Stimmung machen und Hass gegen Israel verbreiten und dessen Existenzrecht nicht anerkennen, sie gibt es leider. Allerdings ist es in der realen Welt so, dass es eben die einen und die anderen gibt. Die einen sagen: Wir haben hier eine Chance bekommen. Wir wollen mitmachen. Wir wollen uns entwickeln. Wir wissen, was diese freiheitliche Gesellschaft ausmacht. Wir wollen Teil sein, und wir sind dankbar dafür. – Wir sind es im Gegenzug für diese Teilhabe und Bereicherung auch.
Und es gibt die anderen, die diese Werte ganz bewusst verweigern. Deshalb kommunizieren wir klar: Hier gelten unsere Regeln und nicht die Regeln des Herkunftslandes. […]
Es ist eben kein Widerspruch, offen zu sein gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund, mit Einwanderungsgeschichte und gleichzeitig für eine restriktive Asylpolitik zu kämpfen und zu sagen: Wir haben im Moment viel zu tun. Wir schaffen es nicht mehr, die Stimmung kippt. Lasst uns begrenzen! – Das ist kein Widerspruch. In Wahrheit ist es eine Ergänzung. Es sind zwei Seiten derselben Medaille, kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Eine Kurskorrektur in der Migrationspolitik ist wichtig, nicht nur weil wir getrieben sind, sondern weil wir doch selbst vor Ort in den Kommunen merken, dass wir eine Verschnaufpause brauchen. Wir müssen es erst mal schaffen, die Menschen, die wir jetzt hier haben, gut zu integrieren – das ist schwer genug -, und dürfen nicht immer versuchen, die Welt zu retten.
[…] Wir müssen Kompromisse finden. Ich hoffe es gelingt uns, ohne das Land zu sehr zu spalten. Vielen Dank.“