Ebermannstadt. „Stirbt die ärztliche Versorgung auf dem Land?“ – dies war die Fragestellung, mit der sich die Frauenunion Pretzfeld/Ebermannstadt im Rahmen einer Veranstaltung am Klinikum Ebermannstadt befasst hat. Geladen war die Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert und online hinzu geschaltet Dr. Stephan Pilsinger aus München, Gesundheitspolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe und angestellter Allgemeinmediziner in einer ländlichen Hausarztpraxis. Diana Könitzer, Vorsitzende der Frauenunion Pretzfeld Ebermannstadt betonte, dass es wichtig sei, die Sorgen und Ängste der Bürgerinnen und Bürger ernst zu nehmen und freute sich sehr, dass beide Mandatsträger die Zeit gefunden haben, sich den Fragen der Bürger zu stellen sowie Ideen zu präsentieren, mit der die sogenannte Klinikreform zu einer für alle zufriedenstellenden Lösung werden kann. Die Regierung plant seit längerem eine Änderung in der Finanzierung der Krankenhäuser.
Man möchte weg von den sogenannten Fallpauschalen hin zu den Vorhaltepauschalen, um so die Qualität in den Vordergrund zu stellen und die Quantität der Versorgung abzubauen. Doch so einfach ist es nicht. Die deutsche Krankenhausgesellschaft oder die gesetzlichen Kassen erwarten eine Kostensteigerung sowie ein Mehr an Bürokratie und üben Kritik. Die Luft ist also dick zwischen Bund und Ländern. Hörte man Pilsinger und Launert bei den Ausführungen zu, konnte man erkennen, dass eine Reform dringend sein muss. Durch gestiegene Kosten und höher werdende Defizite kann nicht auf eine Bundestagswahl gewartet werden, ein Handeln ist erforderlich. Pilsinger betont: „Die Versorgung mit einer notärztlichen Ambulanz sollte wohnortnah erfolgen müssen! Notaufnahmen brauchen andere Zuschläge und eine richtige Grundfinanzierung! Für die ambulante Versorgung braucht es niedergelassene Ärzte, für die es attraktiv ist, auf dem Land tätig zu sein, eventuell auch mit Modellen, die es Ärztinnen ermöglicht, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu bewältigen.“ Silke Launert fügte an: „Trotz guter Ansätze müssen wir weg von der Budgetierung und sicherstellen, dass eine schnelle und gute Erstversorgung überall zu gewährleisten ist!“ Das sogenannte Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz sei demnach nicht die Lösung, denn es verstecke Kosten und Bürokratie.
Die Versorgung im ländlichen Raum beginne bereits bei der Frage, ob ein strenger Numerus Clausus wirklich ausschlaggebend dafür ist, ob jemand ein guter Arzt oder eine gute Ärztin werden könne. Ebenso schwäche ein Wegbrechen von Ärzten und Apotheken auf dem Land den eh schon strukturell schwächeren Raum.
Ohne einen für Ärzte und Kliniken finanziell, personell und auch strukturell gut aufgebauten ländlichen Raum wird es schwer, die Versorgung dauerhaft sicherzustellen. „Wir sehen, wie vielschichtig die Antworten auf die Fragestellung der Veranstaltung zu sehen sind! Kurzfristig gäbe es Möglichkeiten, mittel- und langfristig sind aber auch Aktionen und Maßnahmen nötig, um dauerhaft stark in der Versorgung zu bleiben!“ So Diana Könitzer im Fazit auf die Informationsveranstaltung, die viele Interessiert sowohl in Präsenz als auch Online anzog. Standortleitung Ulla König und Dr. Hubert Gräf als Chefarzt der Inneren Medizin und Geriatrie am Klinikum Ebermannstadt waren gekommen und trugen durch die praktische Expertise zum Gelingen des überaus informativen Abends bei.
Bereits letztes Jahr hatte Frau Dr. Silke Launert zahlreiche Anträge zur Verbesserung der medizinischen Versorgung auf dem Land über die Frauen-Union eingereicht, welche auf dem Parteitag verhandelt werden. Dabei handelt es sich um 13 Anträge, die von der Sicherstellung hausärztlicher Patientenversorgung im ländlichen Raum bis hin zur Forderung der Entlastung von Apotheken reichen.